Bad Wildungen - von Wenzigerode in den Kurpark Bad Wildungen

 

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Joachim Reitner, Göttingen
»Metamorphosen«

 

„Metamorphose“ bezeichnet Verwandlung und Veränderung und wird im vorliegenden Fall auch als Evolution verstanden - die Entstehung der Vielfalt der Gesteine aus einem kosmischen Urstoff. Dieser Urstoff wird durch einen speziellen Meteoriten-Typ repräsentiert, den Steinmeteoriten, hier durch einen sog. „L-Chondrit“ aus der südlichen marokkanischen Sahara (1). Diese Meteoriten sind die ursprünglichsten Gesteine im Sonnensystem und durch Kondensation aus dem Solarnebel vor rund 4,6 Milliarden Jahren entstanden.
Die nachweisbare geologische Geschichte der Erde beginnt vor rund 3,9 Milliarden Jahren. Es wird vermutet, dass die Erde vor rund 4,6 Milliarden Jahren durch Zusammenballung von Kleinplaneten aus chondritischem Material entstanden ist. - Die chondritischen Meteoriten sind nur wenig differenziert und enthalten eine Elementverteilung, wie sie in den heutigen Gesteinen auf der Erde nicht mehr vorkommt. Alle Gesteine, Mineralien, Erze, organische Verbindungen und auch das Leben sind durch vielfältige Veränderungen (Metamorphosen) aus diesem Urstoff entstanden.
Der hier vorgestellte Steinring („Metamorphosen“) beinhaltet wichtige Gesteinstypen der Erde. Der Ring zeigt eine Art von Evolution wichtiger Gesteine ausgehend von einem dunkelgrauen bis grünen basaltartigen Tiefengestein, welches in ca. 100km Tiefe entstanden ist, dunkles Erdmantelgestein aus Skandinavien, gefunden als Findling in Mecklenburg-Vorpommern, transportiert durch Gletscher der letzen Eiszeit vor rund 12000 Jahren (2). Dies gilt auch für die Objekte 3 und 5.
Die gebirgsbildenden Kräfte der Erde, wie Druck und Temperatur in ca.30-40 km Tiefe, kön-nen dieses Gestein in einen dunklen Gneiss verwandeln (3). Gelegentlich kommt das dunkle Tiefengestein an die Oberfläche und ergießt sich als dünnflüssige Lava. In den Förderschlo-ten kühlt das Magma, hier in Form von sechseckigen Basaltsäulen (Fundgebiet Hessen), ab (4). Aus dem basaltischen Magma entstehen durch vielfältige geologische Prozesse helle Granite (5), die aufgrund ihrer speziellen silikatischen Zusammensetzung (Feldspat, Quarz, Glimmer) leichter sind als basaltische Gesteine. Die heutigen Kontinente bestehen zu einem großen Teil aus Granit. Der Granit verwittert in der Regel zu Sand, der durch Wind und Was-ser transportiert wird. Durch diesen Transport entstehen typische Sedimentstrukturen, wie Schrägschichtungen, die in Objekt 6 (permischer Sandstein, Kreuznach, Saarland) gut zu sehen sind. Sedimentgesteine sind Bildungen der Erdoberfläche und zeichnen sich durch enorme Vielfalt aus. Sie beinhalten auch Gesteine, die durch Lebensprozesse entstanden sind, wie z.B. bestimmte Kalksteine. Bakterien, Algen und Tiere spielen bei der Bildung von Kalksteinen eine zentrale Rolle. Der hier vorgestellte rote Kalkstein des unteren Jura (180 Millionen Jahre, Fundort Adnet bei Salzburg) ist eine weitgehend bakterielle Bildung und zeigt dunkle Krusten von Mangan-Bakterien (7).
Die komplexeste Entwicklungsstufe ist im letzten Objekt erreicht. Es handelt sich um ein ver-steinertes Korallenriff (Riffkalk, ebenfalls Adnet bei Salzburg) der Obertrias-Zeit (Rhät) vor rund 200 Millionen Jahren (8). Der Stein beinhaltet Biomineralien, die durch Enzyme gesteuert entstanden sind. Lebensprozesse waren unmittelbar an der Entstehung dieses Gesteins beteiligt.

 

 

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