Die ausdrucksstarke Figur, die in wesentlichen Details realistisch gearbeitet ist, dem Holz durch die Werkspuren dabei seinen unverwechselbaren Charakter lässt, zeigt die Künstlerin selbst, die sich in Form eines Selbstbildnisses bildhauerisch wieder und wieder erschafft. Die Skulptur steht nur oberflächlich mit den russischen Matrjoschka, aus Holz gefertigten und bemalten, ineinander schachtelbaren Puppen in Verbindung. Vielmehr steht sie in der Tradition der Selbstbildnisse, die nach dem Selbstverständnis der Künstlerin oder des Künstlers fragen. Das Selbstbildnis Dürers im Pelzrock zeigt ihn selbstbewusst in einer hierarchischen Pose, die bis zu diesem Zeitpunkt Königen und Christus vorbehalten war. Für Dürer war dies womöglich eine Darstellung seines Glaubens an den Künstler als den Nachschöpfer Gottes und vehementes Bekenntnis zur Neuzeit. C. Braders Selbstbildnis ist dem heutigen gebildeten Menschen gemäß fragender, selbstzweifelnder im Prozess des sich immer wieder Neuerschaffens, welches eine Forderung der reizorientierten Mediengesellschaft zu sein scheint. Gleichzeitig haftet dem Werk auch ein ruhiges künstlerisches Selbstbewusstsein an, das sich solchen Forderungen entgegenstellt und Zeitlosigkeit ausstrahlt.
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