Söhrewald - "Bäume der Zukunft"

 

Abbildung   |   Karte

Alte Stieleiche, „Hexenbaum“,
»Quercus robur, um 350 Jahre alt - Baum des Jahres 2002«

 

„Hexenbaum“ – eine Alteiche als schützenswerter Baum: Die Stieleiche mit ihren knorrigen, weit ausladenden und oft horizontal abstehenden Ästen war Baum des Jahres 1989. Sie gehört zu den Buchengewächsen/Fagáceae, bildet eine mächtige, unregelmäßige und starkästige Krone. Normalerweise wird sie bis 500 Jahre alt; 700- bis 1200jährige Bäume sollen aber auch möglich sein. Die Wuchshöhe beträgt 30–35 m, in Ausnahmefällen 60 m. Dank einer langen, tief reichenden und kräftigen Pfahlwurzel weist der Baum eine sehr gute Sturmfestigkeit auf. Das mit breiten Markstrahlen versehene, gelbbraune Kernholz übertrifft alle anderen europäischen Hölzer an Festigkeit und Dauerhaftigkeit.
In der Jugend haben Eichen ein rasches Höhenwachstum, welches mit 100–200 Jahren abgeschlossen ist. Das Dickenwachstum hält dagegen an. Zusammen mit den Blätterbüscheln erscheinen im Mai an vorjährigen Trieben lockerblütige gelblichgrüne, schmale und hängende männliche Kätzchen. Über ihnen, an den Neutrieben, folgen zunächst einige Laubblätter und dann die weiblichen Blütenstände. Im Nachsommer reifen die eiförmig geformten, stärke- und gerbstoffreichen Eicheln heran. Sie fanden geröstet als Kaffee-Ersatz, zur Branntweingewinnung und in Notzeiten auch zur Brotbereitung Verwendung.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Stieleiche umfasst den überwiegenden Teil Europas. Sie fehlt nur hohen Norden sowie in den sommertrockenen Gebieten des Südens.
Die Eiche behauptet in der Überlieferung den ersten Rang unter den Bäumen. So war sie bei den Griechen dem Zeus, bei den Römern dem Jupiter und in Germanien dem Donner- und Gewittergott Donar geweiht. Der Grund für Letzteres wird wohl darin zu suchen sein, dass die Eichen unter den einheimischen Baumarten besonders häufig vom Blitz getroffen werden. Im Zuge der Christianisierung wurden leider viele heilige Eichen zu Demonstrationszwecken gefällt. Wem ist nicht die Fällung der Donareiche bei Geismar in der Nähe der Domstadt Fritzlar durch Bonifatius bekannt, der damit zeigen wollte, dass er sich vor dem Donnergott Donar nicht fürchtete. Warum haben wir dieser alten Eiche den Namen „Hexenbaum“ gegeben? In erster Linie wohl wegen ihres Alters und ihrer knorriger Äste. Vielleicht muss man aber auch einfach mal dem Rauschen ihrer Blätter lauschen und hören, was sie aus alter Zeit zu berichten hat.

 

 

Übersicht   |   <   |   >   |   Alle Strecken
Nach oben   |   Drucken
© Copyright Ars Natura Stiftung