Kunst an der Grenze - ARS NATURA Exterior

 

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Ilse Bill, Schongau
»come together«

 

Die sechs Meter lange stilisierte Welle aus Stahl am Werra-Ufer lässt zunächst an Assoziationen zur Bewegung des Flusses denken. Die Werra war der Grenzfluss zwischen den beiden deutschen Staaten; die Grenze lag in der Flussmitte. Grenzsperranlagen der DDR, die verhindern sollten, dass man die Grenze über die Werra verlassen konnte, tief ins Flussbett gerammte Metallzäune, gesprengte Brücken, durch den Kalibergbau eingeleitete Salze, die das Leben im Fluss töteten, gehören zu dieser leidvollen Phase der Geschichte der Werra. Wie die Werra zum Bollwerk gegen Massenflucht ausgebaut wurde, so wurden Stacheldraht und Beton zu Symbolen der gewaltsamen Trennung von Ost- und Westdeutschland allgemein. 1989 entstand eine enorme Welle, die von Teilen der DDR-Bevölkerung ausging und zur friedlichen Revolution, zu Mauerfall und Aufhebung der Trennung führte. Diese Welle war so dynamisch und stark, dass sie selbst armierten Beton durchdrang und erst dann verebbte, als die hohen mit Stacheldraht und Elektrozaun bewehrten Betonmauern gefallen waren.

Gemeinsam mit Bürgermeistern und Repräsentanten von Wanfried und den angrenzenden Kommunen, Mitgliedern des Vereins für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V., den künstlerischen Leitern der ARS NATURA-Stiftung, den Sponsoren und Bürgern diesseits und jenseits der hessisch-thüringischen Grenze enthüllte Lothar Quanz, Vizepräsident im Hessischen Landtag a.D. und Initiator von "Kunst an der Grenze", am 17. Juni 2014 dieses Kunstwerk. Der 17. Juni wurde bis 1990 in der Bundesrepublik als der „Tag der Deutschen Einheit“ gefeiert. Gegen erhöhte Arbeitsnormen hatte sich im Juni 1953 in der DDR eine Protestbewegung gebildet, deren wirtschaftlichen Forderungen auch bald politische nach freien Wahlen folgten. Am 17. Juni beendeten russische Panzer und das Regime der DDR diesen Aufstand blutig, der heute als Vorläufer des Herbstes 1989 gilt. Seit der Wiedervereinigung ist aus dem Grenzfluss Werra wieder ein länderübergreifendes, verbindendes Element in der Mitte Deutschlands geworden.


Der Ort
Als Umladestation der Werra-Weser-Schifffahrt war Wanfried vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein bedeutender Handelsplatz. Güter aus den Küstenstädten wurden im Zollhaus "Auf der Schlagd" gelöscht und auf dem Landweg weiter nach Thüringen oder nach Bayern transportiert. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Bedeutung dieses Wasserwegs mehr und mehr zurück, da sich der Gütertransport zunehmend auf die Schiene verlagerte. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Schifffahrt auf der Werra von der Wanfrieder Schlagd nach Thüringen ganz eingestellt werden.

 

 

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